Der Titel ist vielleicht etwas irreführend, da ich in der Rhön lebe. Doch für mich ist das Rausfahren in die Rhön, das Hinauslaufen in die Natur und die Distanz zum Alltag etwas, dass den Titel für – mich rechtfertigt. Eines dieser Herbswochenenden war für mich Herausforderung wie traumhaftes Erlebnis zugleich. Die Vorhersagen für Wetter, Bewölkung und Nebel schrien nahezu danach in die herbstliche Rhön hinauszufahren.
Der Samstag Morgen
Es fällt mir in der Regel schwer früh morgens aufzustehen. Doch ist es etwas ganz anderes, wenn ich ein Ziel vor Augen habe. Ein Bild. Eine Szenerie.
Mein Wecker klingelt am Samstag also zu einer unmenschlichen Zeit. Ein schneller Kaffee, ein kleines Frühstück und los geht’s. Mein Ziel ist die Milseburg, ein in diesem Jahr von mir schon häufig besuchter Ort. Rechtzeitig zum Beginn der Blauen Stunde stehe ich am Gipfel. Ich lasse mir Zeit und suche nach einer Komposition, die mir zusagt.
Das vorhergesagte Inversionswetter zeigt sich in der Ferne. Nebelschwaden ziehen entlang der Wasserkuppe.
Mit jeder Minute verändert sich das Licht. Mit dem näher rückenden Sonnenaufgang mehren sich die Farben. Das herbstliche Laub der rhöner Wälder erscheint in seiner bunten Farbenpracht.
Der Regen des Vorabends, der es mir deutlich erschwert mich auf den nun glitschigen Felsen zu bewegen, bildet eine wunderschöne Reflektionsfläche, in der sich die Farben der Wolken spiegeln.
Nach nur wenigen Minuten ist das schöne Schauspiel jedoch schon wieder vorbei. Der Wind nimmt zu, der Nebel der sich in den Tälern halten sollte, wird gegen die Felsen der Milseburg gepresst. Binnen weniger Augenblicke befinde ich mich inmitten kaltfeuchter Wolken. Nach einigem Warten entschließe ich mich meine Sachen zu packen.
Beseelt davon, dass ich einen wunderschönen Sonnenaufgang erleben durfte, macht ich mich auf den Nachhauseweg. Ich genieße es zu sehen, wie die Welt um mich herum beginnt sich mit Leben zu füllen.
Die goldene Stunde ist gerade vorbei, als ich im Vorbeifahren eine Baumgruppe entdecke, die ich ohne ihr Herbstlaub wohl nie wahrgenommen hätte. Obwohl das Licht langsam härter wird und ich mir unsicher bin ob es sich überhaupt noch lohnt, parke ich in einer kleinen Haltebucht und laufe zu der Baumgruppe.
Einige Minuten und ein paar aufgescheuchte Rehe später, habe ich das Bild im Kasten.
Der Sonntag Morgen
Der darauf folgende Sonntag hat es noch mehr in sich. Mit der Müdigkeit des Vortages, fällt es mir deutlich schwerer aufzustehen. Es folgt ein fast ritualartiges Frühstück und schon bin ich auf dem Weg zur Abtsrodaer Kuppe. Ein kleiner unscheinbarer Nebengipfel der Wasserkuppe.
Die Vorhersagen sind wieder ausgezeichnet und ich erreiche die Kuppe wieder genau zum Beginn der Blauen Stunde. Wer die Abtsrodaer Kuppe kennt, weiß dass es dort recht windig werden kann. Kalte Finger sind garantiert.
Das angekündigte Inversionswetter lässt kleine Nebelschwaden durch die Täler ziehen und als die Sonne gerade über den Horizont blitzt und das erste Licht die sanften Hügel die herbstliche Rhön berührt, gelingt mir dieses Bild.
Was soll ich sagen – Alleine da draußen zu sein und einen Sonnenaufgang wie diesen erleben zu dürfen – dafür würde ich mir eine Nacht um die Andere um die Ohren schlagen.