Im August verbrachte ich einige Tage in der Schweiz und wollte unbedingt einmal mit dem Zelt in den Bergen übernachten. Da bot sich für mich die 5 Seen-Wanderung am Pizol an. Sie lag sowieso auf meinem Weg und das Nächtigen oberhalb der Baumgrenze ist in der Schweiz in der Regel kein Problem.
Die Schweiz ist für mich fotografisches Neuland, denn wenn ich in den Alpen bin, verschlägt es mich meistens nach Österreich. Das hat vielerlei Gründe, aber vor allem hat es damit zu tun, dass es in Österreich so viele Hütten des Deutschen Alpenvereins gibt. Als Mitglied hat man dort so einige Vorzüge.
Ich erkundigte mich bei Renato Joller, einem Schweizer Fotografen, nach möglichen Spots, die er mir empfehlen würde – und wurde sofort überschüttet mit Tipps und Hinweisen. Einer davon war auch die 5 Seen Wanderung am Pizol. Im Winter ist es ein beliebtes Ski-Gebiet, im Sommer transportieren die Lifte Wanderer in die Höhe.
Aufstieg zur 5 Seen-Wanderung
Als einer der letzten Wanderer nahm ich die Gondeln und Sessellifte hinauf zur Pizolhütte, von wo aus ich die Tour startete. Während für die Talfahrt die Menschen in langen Schlangen standen, konnte ich ohne Wartezeiten von einer zur anderen Bahn wechseln und war in kürzester Zeit auf der Starthöhe von 2200 Metern.
Im Vorfeld hatte ich natürlich die Wander- und Wetterkarten studiert. Daher rechnete ich damit, dass ich in knapp über einer Stunde am Schottensee sein sollte. Mein Plan war, dort das Zelt für die Nacht aufzustellen.
Die Wettervorhersage war sonnig und zum Abend hin bedeckt. Nicht die idealsten Bedingungen zum Fotografieren – aber es ging mir auch mehr um die Erfahrung an sich.
Auf dem Aufstieg zum Wildseeluggen kamen mir die letzten Tageswanderer entgegen die noch schnell die letzte Talfahrt erreichen wollten. Nach kürzester Zeit war ich entsprechend alleine unterwegs – nur umgeben von frischer Luft und zunehmend felsiger Landschaft.
Vom Wildseeluggen zum Schottensee
Vom Wildseeluggen aus, dem Joch auf 2492 Metern, blickte ich auf den etwas tiefer liegenden Wildsee, der umschlossen von Geröll am Fuße des Pizol liegt.
Nach einer kleinen Stärkung schlug ich den Weg in Richtung Schottensee ein. Dieser schlängelte sich über Geröll und loses Gestein hinab.
Am Schottensee angekommen, musste ich feststellen, dass ich bei weitem nicht allein mit meiner Idee war. Es stand bereits ein Zelt und ein zweites war im Aufbau – später sollten auch noch weitere hinzukommen.
Als ich mein Lager aufgeschlagen hatte, machte ich mich auf Erkundungstour und suchte gute Plätze und Perspektiven für den langsam nahenden Sonnenuntergang.
Fotospot Schottensee
Leider behielt die Wettervorhersage recht und der Himmel zog zu – begleitet von kleineren Regenschauern. Glücklicherweise färbten sich die Wolken im Licht des Sonnenuntergangs dann doch noch etwas und gaben in der Reflektion des Schottensees ein dramatisches Bild ab.
Die Eiswasserschwimmer
Während ich dabei war die Reflektion in Szene zu setzen, kamen ein paar der Leute, die ebenfalls am Schottensee übernachteten, vorbei. Sie erkundigten sich bei mir, ob es in Ordnung wäre im See baden zu gehen – da es mir die Reflektion zunichte machen würde.
Da ich ihnen den Wunsch nicht verwehren wollte und auch schon einige Bilder gemacht hatte, stimmte ich zu. Gleichzeitig brachte mich die Anmerkung auf eine Idee.
Um meine Bilder interessanter zu gestalten, nahm ich einen der zahlreichen Steine und warf ihn in den See. Die Wellen breiteten sich aus und gaben dadurch meiner Aufnahme ein weiteres Element.
Nachdem die Sonne untergegangen war, luden mich die Eiswasserschwimmer noch auf einen Portwein, Whisky und Schweizer Schokolade ein.
So saßen wir noch bis annähernd Mitternacht zusammen und diskutierten über Gott und die Welt, Politik und den Klimawandel.
Bevor ich mich in meinen Daunenschlafsack verkroch, schoss ich noch ein letztes Bild. Fast unnatürlich wirken die Farben der Lichtverschmutzung, verursacht durch die umliegenden Städte und Ortschaften.
Der kommende Morgen – weitere Seen
Mein Wecker klingelte kurz vor Sonnenaufgang. Der Himmel war klar, keine Wolke war zu sehen und in den Tälern lag ein leichter Dunst.
Der frischen Morgenluft trotzend, machte ich mich auf, um die Szenerie im Licht der aufgehenden Sonne zu beobachten.
Über dem Morgen lag eine Ruhe, wie man sie nur in den Bergen finden kann.
Als ich gefrühstückt und mich von den Eiswasserschwimmern, die den Sonnenaufgang gänzlich verschlafen hatten, verabschiedet hatte, machte ich mich auf, den Rest der 5 Seen-Wanderung zu laufen.
Nach einem kurzen Anstieg, den ich noch im Schatten absolvieren konnte, stand ich in der prallen Sommersonne auf dem Rücken des Schwarzplanggrats und blickte hinunter in Richtung Bad Ragaz. Noch vom Morgendunst umhüllt, lag vor mir das Montafon Gebirge.
Als ich den Schwarzplanggrat abgestiegen war, kam ich an den Schwarzsee. Dort ließ ich es mir nicht nehmen, nun auch eine Runde schwimmen zu gehen. Die pralle Sonne diente mir als Handtuch und die Einsamkeit war meine Badebekleidung.
Das Ende der 5 Seen-Wanderung – zurück ins Tal
Die Kamera bediente ich auf den letzten Metern hinab zur Gaffia Bergstation nicht mehr, denn das Licht wurde zunehmend härter. Mir brannte die Sonne im Nacken und ich bereute, meinen Sonnenschutz im Auto vergessen zu haben.
Am eher unscheinbaren Baschalvasee zwängte ich mich durch eine große Herde Tiroler Grauvieh, die dabei interessiert an mir schnupperten, während ihr Glockengeläut lautstark von den Felswänden zurückhallte.
Als einer der Ersten fuhr ich von der Bahnstation Gaffia wieder hinab ins Tal, während sich in der Gegenrichtung bereits die Menschenmassen in langen Schlangen an den Liften und Gondeln einreihten.
„Als letzter hinauf als erster hinab“ – Ein Konzept, das mir durchaus zusagt.
Résumé
Im Nachhinein bereue ich es ein wenig, nicht mehr Zeit gehabt zu haben. Da ich nun meine ersten Erfahrungen mit der 5 Seen-Wanderung am Pizol, dem Gelände und der Landschaft gemacht habe, wird es sicher nicht mein letzter Besuch dort gewesen sein.
Allerdings ist Renatos Liste lang und es gibt noch so viel in der Schweiz zu entdecken.