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Fotowanderung im Zillertal – Der Berliner Höhenweg

Regenbogen Zillertal

Der Berliner Höhenweg im österreichischem Zillertal gilt als schwer und als konditionelle Herausforderung, doch auch als wunderschön und daher für eine Fotowanderung mehr als geeignet – mit Tagesetappen von bis zu acht Stunden Gehzeit und steilen Auf- und Abstiegen im Bereich von ca. 1000 Höhenmetern.

Erste Etappe: Schlegeisstausee – Olperer Hütte

Meine Freundin und ich starteten unsere Tour vom Schlegeisstausee mit einem langen Anstieg Richtung Friesenberghaus. Die warme Sommerluft ließ uns in den feuchten Zirbenwäldern über dem Stausee schnell außer Atem kommen. Erst als wir die Baumgrenze hinter uns gebracht hatten, der Wind auffrischte und die Sonne mehr und mehr hinter den Quellwolken verschwand, wurde das Laufen angenehmer.

Wir ließen das Friesenberghaus rechts von uns liegen und schlugen den Weg in Richtung der Olperer Hütte ein. Dadurch wurde unser erster Tag auch entsprechend lang. Aber der Weg, wie es Höhenwege üblicherweise so an sich haben, verlief schön entlang der Höhenlinie.

An der Olperer Hütte wurden wir von frei laufenden Ziegen, Hühnern und Instagramern empfangen. Letzere erkennt man an zweierlei Dingen: zum einen an der für die Berge nicht sonderlich zweckmäßigen Kleidung, zum anderen an ihrem Rudelverhalten, das sich an einer kleinen Hängebrücke unweit der Hütte zeigte. Die Brücke hat es zu einer großen Berühmtheit in den sozialen Medien gebracht, da sie, mit dem Schlegeisstausee im Hintergrund, eine beeindruckende fotografische Kulisse bildet.

Ich muss zugeben, dass mich der Anblick der Bilder vorab auch gereizt hat. Doch vor Ort angekommen, verging mir bei dem riesigen Menschenauflauf die Lust.

Meine fotografische Zeit war sowieso nicht der frühe Nachmittag, sondern der Abend – kurz vor, während und nach dem Sonnenuntergang.

Ein Naturschauspiel, wie ich es noch nie gesehen habe

Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich von angenehm bewölkt zu gewittrig und stürmisch gewandelt. Das Wasser prasselte nur so von oben herab, während durch den dicken Nebel Blitze zuckten und das Donnergrollen, körperlich spürbar, durch die Täler krachte.

Auch wenn es einer spielerischen Spekulation gleichkam, setzte ich darauf, dass das Wetter aufklaren würde. Und das tat es auch.

Kaum war die goldene Stunde angebrochen, erhob sich der Nebel. Die Sicht wurde klar. Ein riesiger Regenbogen umspannte die Szenerie – mit tiefdunkelblauen Gewitterwolken in der Ferne und Nebelfetzen, die sich schnell und zielstrebig aus den Tälern in Richtung der Bergwipfel schoben.

Regenbogen Olperer Hütte Nebel
Sonnenuntergang Olperer Hütte Nebel

Ich kam aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Die Wolken formten sich in einer Art, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Das Licht der untergehenden Sonne streifte diese Formationen und tauchte sie in ein unwirklich anmutendes Licht. Aus Bergbildern wurden Gemälde. Gemalt von der Gewalt und der Schönheit unserer Natur.

Sonnenuntergang Olperer Hütte Nebel
Sonnenuntergang Olperer Hütte Nebel
Sonnenuntergang Olperer Hütte Nebel

Zweite Etappe: Olperer Hütte – Furtschaglhaus

Wir ließen die Olperer Hütte und die faszinierende Szenerie hinter uns und stiegen wieder in Richtung des Schlegeisstausees ab. Der Weg führte uns am Stausee entlang und schlängelte sich am anderen Ende des Tals in Serpentinen zum Furtschaglhaus empor.

Der Weg entlang des Stausees sollte der letzte Kontakt zur volltouristischen, mit dem Auto erreichbaren Zivilisation sein. Mein Müllbeutel, der sich am Vortag und während des Abstiegs von der Olperer Hütte bereits ordentlich gefüllt hatte, fand leider keinen Platz mehr auf dem Parkplatz am Stausee. Der Mülleimer dort quoll schon aus allen Nähten und bei der kleinen Jausenstation in der Nähe ließ man mich wissen, dass genau dieser die einzige Möglichkeit wäre, den Müll los zu werden.

Für diejenigen von euch, die es noch nicht wissen: Ich kann nicht wegsehen, wenn Müll in der Natur zu finden ist. Statt mich darüber aufzuregen, was an der Situation nichts ändert, sondern lediglich an meiner Laune, habe ich vor geraumer Zeit damit angefangen etwas dagegen zu unternehmen.

Einfach gesagt, wenn ich Müll sehe, nehme ich ihn mit. Irgendwo findet sich dann immer mal ein Mülleimer.

Berliner Höhenweg gesperrt

Weniger Kilometer weiter wurden wir von einem Schild aufgehalten, das uns darauf hinwies, dass der Berliner Höhenweg gesperrt sei. Diese Information hat uns ziemlich irritiert, doch auf Nachfrage bei der Fischerhütte sagte man uns, dass der Weg zwar wegen Bauarbeiten gesperrt sei, aber stündlich Wanderer unter Aufsicht passieren dürften.

Ich nutzte die Gelegenheit, um mich nach der Möglichkeit der Müllentsorgung zu erkundigen. Erst wurde ich skeptisch beäugt, doch als ich sagte, dass es sich nicht um meinen eigenen, sondern um den gefunden Müll handelte, erhielt ich mein bisher schönstes Kompliment für meine Initiative.

„Du bischt ja voll der Öko!“

Wir brachten den Weg entlang des Stausees schnell hinter uns, vorbei an Wasserfällen, Erdrutschen und durch Almkuhherden.

Die erste Etappe steckte uns noch in den Gliedern, was wir schmerzlich während des steilen Aufstiegs zum Furtschaglhaus merkten. Das Wetter, wie am Tag zuvor, zog gegen Nachmittag zu und bescherte uns kurz vor dem Eintreffen in der Hütte noch einen kräftigen Regenschauer.

Es blieb dann auch den Rest des Tages nebelig und wolkenverhangen, sodass ich mich anstatt mit Fotografieren lieber mit Würfelspielen und der Gemeinschaft anderer Wanderer vergnügte.

Dritte Etappe: Furtschaglhaus – Berliner Hütte

Der Berliner Höhenweg zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er ständig steil bergauf und bergab geht – untypisch für einen Höhenweg. Zudem kommen einige mit Seilen versicherte Stellen hinzu. Die meisten Etappen sind daher auch als besonders schwer markiert. Die Schwierigkeit setzt sich durch die Kombination aus steilen Gelände, Laufstrecke und Ausgesetztheit zusammen.

Auch bei der Etappe zur Berliner Hütte ging es über Schneefelder, Geröll und Seilversicherungen.

Der Höhepunkt der Etappe war das Schönbichler Horn. Der Höchste Punkt und Berggipfel der Tour. Belohnt wurden wir auf dem Gipfel mit einer wunderbaren Fernsicht über die Zillertaler Alpen.

Der Abstieg zog sich lang ins Tal hinab, vorbei an Gletscherresten, mit der Hütte immer vor Augen.

Gletscher Zillertal

Die Berliner Hütte ist umringt von durch Gletscher ausgeschliffenen Tälern – eine beeindruckende Szenerie. Leider zog auch an diesem Abend der Himmel wieder zu. Im Nebel und im Regen wurde es einfach langsam dunkel.

Gletscherfluss Berliner Hütte Zillertal

Vierte Etappe – Berliner Hütte – Greizer Hütte

Die Wettervorhersage für den Tag war mehr als abschreckend. Regen und Gewitter – bereits am Vormittag. Und das bei einem Aufstieg auf ca. 2800 Höhenmeter mit einer Seilversicherung der Scharte. Nicht der beste Ort, um ein Gewitter zu erleben. Doch aus der Erfahrung heraus ist das prognostizierte Bergwetter selten wie angekündigt. Daher probierten wir unser Glück.

Die ersten Stunden waren noch durch leichten Regen geprägt, aber das Wetter blieb stabil. Kurz vor der Mörchenscharte ging es über steiles Geröll und Schneefelder, die wir aber schnell hinter uns brachten.

Von der Scharte aus, lag vor uns der gewaltige Abstieg von über 1000 Höhenmetern, nur um danach nochmals mehrere hundert Meter zur Greizer Hütte aufzusteigen.

Das Wetter klarte während des Abstieges auf, und statt Wolljacke zum Wärmen und Regenjacke zum Trockenbleiben musste die Sonnencreme als wichtigstes Utensil hervorgekramt werden.

Der Abstieg war ein Paradebeispiel für die verschiedenen Vegetationszonen in den Bergen. War die Scharte nur blanker Fels, Schnee und Geröll, säumten bald Moose und kleine Blümchen die Steine. Nicht viel tiefer waren wir umringt von allerlei Blüten und Gräsern und wurden umsummt von Bienen und Hummeln. Wiederum etwas tiefer umgeben von kräftig grünen Büschen und Bäumen, wo die feuchte Hitze uns fast den Atem nahm.

Unwetter in den Bergen

Unsere Rast nach dem Abstieg währte nur kurz – denn in der Ferne braute sich, wenn auch etwas später als angekündigt, ein Gewitter zusammen.

Als die Greizer Hütte nur noch wenige Meter von uns entfernt war, kamen die ersten Regenschauer.

Vollkommen erschöpft durchschritten wir die Pforten der Hütte, froh, halbwegs trocken zu sein. Da begann das Gewitter seine volle Kraft zu zeigen. Unmengen an Wasser prasselten fast horizontal gegen die Hütte. Regen drückte sich durch die Fenster und lief in unser Matratzenlager, während das Donnergrollen das Fundament der Hütte spürbar in Schwingungen versetzte.

Die Hütte füllte sich mehr und mehr mit Leuten, die weniger Glück hatten als wir. Der Trockenraum lief über an durchweichter Kleidung – jeder Bügel und jeder Haken, der in der Hütte zur Verfügung stand, wurde genutzt um triefend nasse Kleidung aufzuhängen.

Auch an diesem Tag war es nicht gut um den Sonnenuntergang bestellt. Auch wenn sich das Wetter gen Abend beruhigte, war es wieder der Nebel, der uns fest im Griff hatte.

Fünfte Etappe – Greizer Hütte – Kasseler Hütte

Dieser Tag kündigte sich entspannter an. Weniger rauf und runter, dafür aber mehr Distanz zu überwinden.

Der Aufstieg von wenigen hundert Höhenmetern zur Lapenscharte, um in das nächste Tal zu gelangen, war schnell abgehandelt. Angekündigt war ein Aufklaren des Wetters – doch der Tag begann wieder mal mit Nebel und leichtem Regen.

So entspannt, wie sich der Wegverlauf zur Kasseler Hütte in den Wanderkarten darstellte, war er dann aber doch nicht. Es galt, zahlreiche Blockfelder und Wasserläufe zu überqueren. Das steile Gelände und ein paar versicherte Stellen, die bereits bessere Tage gesehen haben, machten den Weg mühsamer als erwartet. Fehlende Sprossen und lose Verankerungen zwangen uns zu der ein oder anderen unfreiwilligen Kletterpartie.

Der Weg zur Kasseler Hütte zog sich entlang des Tales unterhalb der letzten Gletscherreste. Der durch frischen Steinschlag und Geröll geprägte Weg belohnt jedoch mit einem herrlichen Blick hinunter ins Tal zum Stillupstausee – malerisch romantisch.

Stilluptal Zillertal Berliner Höhenweg

Mit der Abendsonne war es leider auch auf der Kasseler Hütte wieder nichts. Üblicherweise würde ich die Wetterradarkarten überprüfen – doch auf der kompletten Strecke ist der Empfang mobiler Daten reines Wunschdenken – eine nicht ganz unwillkommene Abwechslung zu der Datenflut, die im Alltag über einen hereinbricht.

Sechste Etappe – Kasseler Hütte – Edelhütte

Vor dieser Etappe wird gewarnt: Lang, ausgesetzt, mit mehreren Seilversicherungen und Unmengen an Blockfeldern, die gequert werden müssen. Die Empfehlung aus dem Wanderführer – nur bei offenem Wetter ist der Weg überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Die Entscheidung fiel früh am Morgen, mit einem Blick in den strahlen blauen Himmel. Nicht sonderlich erholt von der Nacht – volles Matratzenlager und viele Schnarcher – versuchten wir zügig durch die Monsteretappe hindurch zu kommen.

Sehr schnell merkten wir, dass die gebotene Vorsicht keine Übertreibung war. Die Vorstellung, über die glatten und steilen Geröllfelder bei Regen zu laufen, ließ uns nur hoffen, dass das Wetter für den Tag stabil bleiben würde.

Doch das blieb es und wir kamen insgesamt schneller durch die Etappe als wir erwartet hatten. Dennoch gönnten wir uns nur kurze Pausen.

Der Abend auf der Edelhütte brachte endlich einen Sonnenuntergang, der nicht von Nebel und Regen geprägt war. Die Sonne ging ungehindert von Wolken in gleißendem Licht hinter den Bergketten im Westen unter und tauchte die Landschaft um die Ahornspitze in abendliches Rot.

Sonnenuntergang Edelhütte Zillertal Berliner Höhenweg
Sonnenuntergang Edelhütte Zillertal
Sonnenuntergang Edelhütte Zillertal
Sonnenuntergang Edelhütte Zillertal

Siebte Etappe – Ahornspitze

Eigentlich hätten wir von der Edelhütte nur noch absteigen müssen und der Berliner Höhenweg wäre geschafft. Doch hatten wir noch ein Ziel vor uns, das wir noch erreichen wollten, bevor wir die Füße hochlegen und uns entspannen würden. Der Aufstieg zur Ahornspitze.

Taktisch packten wir nur das Nötigste ein und bunkerten den Rest in der Edelhütte. Wir liefen so früh wie möglich los, um den Menschenmassen, die von der Ahornbahn kommen würden, zu entgehen. So standen wir nach einem kleinen Aufstieg von etwa 600 Höhenmetern auf dem Gipfel der Ahornspitze und genossen den Rundumblick auf die markanten Berge der Zillertaler Alpen.

Zillertaler Alpen Ahornspitze

Bevor es auf dem Pfad zum Gipfel zu eng wurde, waren wir auch schon wieder auf dem Abstieg. Wie erwartet trafen wir dann auch auf die ersten Tagestouristen, die ebenfalls auf die Ahornspitze wollten – froh, den Gipfel noch für uns alleine gehabt zu haben.

Auf der Edelhütte gönnten wir uns noch eine kleine Stärkung und dann waren wir auch schon wieder auf dem Weg zurück ins Tal nach Mayrhofen.

Mayrhofen Penkenbahn Nebel Berliner Höhenweg

Resümee

Der Berliner Höhenweg war bis dato mein bisher anstrengendster. Das Gelände und der Schwierigkeitsgrad der Wege haben es abenteuerlich werden lassen, so wie ich es mag.

Das Wetter hat zwar nicht immer mitgespielt, wenn es ums Fotografieren ging, dennoch hat es sich gelohnt, die Ausrüstung zu tragen. Alleine das Spektakel auf der Olperer Hütte war jedes zusätzliche Gramm Gewicht wert.

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